Ökologische Stadtbeleuchtung
Gut für die Umwelt und den Geldbeutel
In den vergangenen Jahrzehnten ist der nächtliche Himmel über Europas Städten kontinuierlich heller geworden. Dabei erfüllt die nächtliche Beleuchtung vielfältige Funktionen: Sie hilft uns bei der Orientierung, erhöht das Sicherheitsgefühl und verschönert das Stadtbild. Gleichzeitig ist das Ganze auch ziemlich kostspielig und unnötige Lichtfallen gefährden Insekten, Vögel und Fledermäuse. Vielerorts fällt Licht nicht nur auf Straßen, Fahrrad- und Gehwege, sondern strahlt auch in den Nachthimmel, Schlafzimmerfenster und benachbarte Naturräume. Zudem überlagern sich häufig private und öffentliche Beleuchtung von Straßen, Fassaden, Brücken, Gewerbe- und Industriearealen, Sport- und Freizeitanlagen, Leuchtreklamen und anderen Licht-Installationen. Das muss nicht sein.
Licht intelligent und sparsam einsetzen
Gute Lichtplanung kann Energieverbrauch, CO2-Ausstoß, Betriebskosten und Beeinträchtigungen der natürlichen Umgebung massiv reduzieren. Moderne Beleuchtungstechnik und Gestaltung des öffentlichen Raumes durch ein effizientes Lichtmanagement können die Lebensqualität positiv prägen, gleichzeitig werden Tiere aktiv geschützt. Wichtig ist, dass ökologisch unverzichtbare und natürlich dunkle Naturräume in der Stadt und auf dem Land unbedingt erhalten bleiben.
Wichtiger Beitrag zum Klimaschutz
Von ökologischer Stadtbeleuchtung profitieren alle – das Klima, das Portemonnaie, die Menschen und die Natur. Doch davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Jede dritte Straßenlaterne gehört ins Museum, weil ihre Lichttechnik bereits weit über 20 Jahre alt ist. So verschwendet die dringend modernisierungsbedürftige Beleuchtung von Straßen, Plätzen und Brücken in Deutschland jährlich drei bis vier Milliarden Kilowattstunden Strom – mehr als eine Million private Haushalte zusammen verbrauchen. Dabei haben bereits verschiedene Städte in Deutschland und Europa erfolgreich demonstriert, dass sich durch den Einsatz effizienter Leuchtmittel, moderner Lichttechnikund intelligenter Steuerungsgeräte der Energieverbrauch und die Kosten für die öffentliche Beleuchtung über 50 Prozent reduzieren lassen.
Einsparung und effiziente Nutzung von Energie sind – neben dem naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien – die Voraussetzung dafür, dass wir in Deutschland unsere Klimaschutzziele erreichen. Bis zum Jahr 2050 muss unser Ausstoß an Treibhausgasen in Deutschland um 95 Prozent sinken. Eine energetische und umweltverträglich modernisierte Stadtbeleuchtung trägt dazu bei, pro Jahr rund eine Million Tonnen an klimaschädlichem Kohlendioxid zu vermeiden und gleichzeitig die Licht- und Aufenthaltsqualität für Flora, Fauna und den Menschen deutlich zu verbessern.
Lichtverschmutzung ist eine Gefahr für Insekten, Vögel und Fledermäuse
Jährlich sterben Milliarden von Insekten an Deutschlands Straßenlaternen – mit weitreichenden Folgen für ganze Ökosysteme. Nachtaktive Insekten werden durch Lichtquellen wie Straßenbeleuchtung und hell angestrahlte Häuserwände oder Werbeflächen massenhaft angelockt. Im Bann dieser Beleuchtung werden sie zur leichten Beute anderer Tiere oder sterben durch Kollision oder durch völlige Erschöpfung. Insekten gelangen häufig ins Leuchtgehäuse und verbrennen oder verhungern dort, weil sie den Weg zurück ins Freie nicht mehr finden. So fehlen Milliarden Bestäuber von Blütenpflanzen und als Glieder in der Nahrungskette. Nachtaktive werden vor allem von Licht im kalten Spektrum angezogen, da sie sich eigentlich am weißlichen Licht des Monds orientieren. Die künstlichen Lichtquellen werden also als Mond wahrgenommen, und da sich der Winkel vom Insekt zum Licht hier viel schneller ändert als der zum Mond, geraten sie in einer kreisförmigen Flugbahn immer näher an das Licht.
Je größer der Ultraviolett- und Blauanteil des Lichts, desto stärker die Anziehungskraft auf Insekten und damit die negativen ökologischen Auswirkungen. Am schädlichsten wirkt die zurzeit noch sehr weit verbreitete, sehr ineffiziente Quecksilberdampf-Hochdrucklampe mit hellweißem Licht und relativ hohem UV-Lichtanteil. Auch das planlose Umrüsten auf energiesparende LED-Technik kann negative Auswirkungen haben. Zum einen, wenn dabei das Beleuchtungsniveau erhöht und nicht an den tatsächlichen Bedarf angepasst wird. Auch das Lichtspektrum muss naturfreundlich sein, also im warmen/gelblichen Bereich liegen. Zum anderen, wenn die Lampen in unpassenden Leuchtkörpern so installiert werden, dass sie in den Himmel oder die Horizontale abstrahlen.
NABU-Leitlinien für eine energieeffiziente und naturverträgliche Stadtbeleuchtung
• Zur notwendigen Senkung des Energieverbrauchs ist der Einsatz energieeffizienter Beleuchtungstechnik wichtig. Dabei darf die Natur aber nicht unnötig gestört werden
• Beschränkung von Anzahl und Ausrichtung der Lampen und Leuchten, von Beleuchtungsdauer und Lichtstärke (dimmbare Leuchtmittel!) auf das gestalterisch und funktional Notwendige
• Sorgfältige Wahl der Lichtfarbe mit einem möglichst geringen Ultraviolett- und Blauanteil
• Vermeidung direkter Abstrahlung in den Nachthimmel und unnötiger Lichtemissionen zum Beispiel durch abgeschirmte Leuchten mit geschlossenem Gehäuse, zielgerichtete Projektion und Blendschutz
• Rücksichtnahme auf ökologisch sensible Gebiete, vor allem Siedlungs- und Waldränder, Campingplätze und deren Umgebung, Stadtparks und Ufer von Gewässern
Notwendig sind LED-Leuchten mit Beleuchtungsstärkeregulierung, die nach Bedarf reduziert wird. Dadurch kann, nicht nur Strom gespart werden , sondern auch natürlich dunkle Naturräume werden erhalten. Wer die Investition in eine LED-Beleuchtungsanlage mit passender Beleuchtungsstärkeregelung scheut, kann aber auch durch eine Beleuchtungsstärkeregelung für Natriumdampflampen im Stromschrank direkt Strom sparen und das Beleuchtungsniveau in der Nacht gleichmäßig absenken.
Auch Vögel werden durch besonders starke Lichtquellen in ihrem Zugverhalten gestört. Sie prallen gegen Fassaden und ihr Biorhythmus gerät durcheinander. Amseln, Kohlmeisen oder Rotkehlchen singen mitten in der Nacht - Stunden früher als ohne Kunstlicht. Fledermäuse sind vor allem gefährdet, wenn Sommerquartiere, die häufig an historischen Gebäuden zu finden sind, ausgeleuchtet werden. Schlimmstenfalls können die lichtscheuen Handflügler nachts gar nicht mehr zur Nahrungsaufnahme ausfliegen und müssen ihr Quartier aufgeben. Der NABU setzt sich für eine umweltfreundliche Beleuchtung ein – für Insekten, Fledermäuse und Vögel.
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