Nachhaltiger Gemüseanbau beim NABU Bremen
Der NABU Bremen legt besonderen Wert darauf, Gemüse nachhaltig und Ressourcen schonend anzubauen. Zahlreiche freiwillige Aktive beteiligen sich daran und können manch Tipp mit nach Hause nehmen, denn wir nutzen Methoden, die in jedem Hausgarten anwendbar sind.
Weil die Flächen auf unserem Gelände recht groß sind, passt auch der Begriff des Microfarming gut zu unseren Anbau. Der Begriff stammt aus dem ökologischen Landbau und wurde in den 1960er Jahren in Kanada, Japan und den USA geprägt. Ausgangspunkt waren kleine Flächen, die durch intensive, aber ökologische Bewirtschaftung eine hohe Wertschöpfung bieten sollten.
Für den privaten Anbauer spielt die wirtschaftliche Existenzsicherung zwar keine oder nur eine untergeordnete Rolle, aber möglichst viel Ertrag von kleiner Fläche bei Schonung von Ressourcen und Umwelt sind auch für sie interessant.
Erreicht wird dies
durch eng stehende Pflanzen, denn dadurch wird der Boden schneller bedeckt (Reihenschluss) und damit Unkraut unterdrückt. Auch wachsen mehr Pflanzen je Flächeneinheit.
durch externe Anzucht von Jungpflanzen, da sich so die Kulturdauer auf dem Beet verkürzt und damit mehr Kulturen hintereinander je Flächeneinheit möglich sind.
durch Mischkultur, die mehr Pflanzen je Flächeneinheit zulässt, den Befall durch Pflanzenkrankheiten verringert und in manchen Fällen gegenseitig das Wachstum steigert.
durch Handarbeit, denn dadurch muss keine Rücksicht auf Maschinenvorgaben eingehalten werden. Außerdem wird Energie bzw. Kraftstoff gespart und so die Treibhausgasbilanz verbessert.
durch die Art von Beetanlage und -benutzung. Die Beete sind etwa ein Meter breit mit schmalen Laufgängen dazwischen sind und können leicht gewölbt sein. Damit wird der vorhandene Platz optimal ausgenutzt. Da nur die schmalen Laufgänge betreten werden, ist der Anbauboden vor Verdichtung geschützt und das Bodenleben wird geschont.
durch Verzicht auf Pestizide, denn für Pflanzengesundheit sorgen insbesondere Mischkultur, Fruchtfolge und Bodengesundheit.
durch organische Dünger wie Kompost und Mist, da durch sie Nährstoffe im Kreislauf gehalten werden können. Im Gegensatz dazu werden mineralische Dünger durch Bergbau gewonnen - ihre Menge ist endlich und der Abbau schadet oft der Umwelt - oder unter hohem Energieinsatz hergestellt – was die Erderhitzung antreibt. Außerdem erhöht sich durch organische Dünger der Humusanteil im Boden, der wiederum ein wichtiger Puffer und Speicher von Wasser und Nährstoffen ist.
durch Aufbringen von Mulch, Mist, Kompost u.ä. sowie Anbaupausen, Grünsaat und Zwischenfrüchte. Zusammen mit organischen Düngern tragen sie zum Aufbau von Humus auf. Humus ist nicht nur ein Puffer für Wasser und Nährstoffe, sondern auch Kohlenstoff, der zuvor als Treibhausgas CO2 von den Pflanzen aufgenommen wurde. Voraussetzung für den Mechanismus ist eine schonende und händische Bodenbearbeitung.
durch ausgeklügelte Fruchtfolge, denn so wird das Bodenleben und Pflanzengesundheit gefördert.
durch die Wahl von Sorten, die samenfest sind und damit selbst vermehrt und nachgebaut werden können. Durch Sorten, die resistent gegen Krankheiten sind, um den Einsatz von Pestiziden zu vermeiden. Durch Sorten mit gutem Geschmack. Weniger relevant sind Eigenschaften wie harten Schale für den Transport, Standfestigkeit auf dem Acker, gute Optik trotz langem Transport.
Weitere Unterschiede zum konventionellem Gemüseanbau
Know-How für Kompostierung
Handarbeit statt Maschineneinsatz
Unkrautbekämpfung durch Mischkultur und händisches Hacken
aufwändiges Management
FAQ
Wie legt man einen Kompost an?
Auf den Kompost können alle Pflanzenreste, die nicht gekocht und verarbeitet sind. Für von Krankheiten befallene Pflanzenteile und Wurzelunkräuter gelten gesonderte Regeln. Wichtig ist eine Mischung von allem, denn für die Rotte wird sowohl Feuchte als auch Luft benötigt. Deshalb sollte ein Kompost im Schatten stehen und etwa zehn Prozent grobe Holzstücke wie zerkleinerte Äste, Holzhackschnitzel u.ä. enthalten. Die Mindestgröße sollte bei etwa einem Kubikmeter liegen. Es sollten mindesten zwei Komposte im Wechsel nutzbar sein. Wird der Kompost nur nach und nach gefüllt, machen die Hauptarbeit Regenwürmer und Co. Sie machen gute "Krümel", Samen überleben aber. Ein Kompost, der ein einem Zug aufgesetzt wird, erhitzt sich im Innern (Heißrotte), wobei Samen und verschiedene Krankheitskeime abgetötet werden. Die dafür nötige Temperatur von 60 bis 70 Grad über mehrere Tage wird jedoch nur im Innern erreicht.
Wie gießt man richtig?
Besser selten und durchdringend. Außer bei ausgeprägten Hitzeperioden reicht es aus, ein- bis zweimal pro Woche zu gießen, dann aber so viel, dass das Wasser bis in mindestens zehn Zentimeter Tiefe vordringt. Dafür können mehrere Gießdurchgänge nötig sein. Das gilt besonders, wenn die Oberfläche stark abgetrocknet ist, denn organische Substanz benötigt etliche Minuten, bis sie Wasser aufnimmt. Die Eindringtiefe des Wassers lässt sich an einer unbewachsenen Stelle durch Aufgraben mit einer Handschaufel schnell prüfen.
Gegossen wird direkt auf den Boden zwischen die Pflanzen. Gießzeit ist morgens, damit die Blätter von der Sonne noch nicht aufgeheizt sind und mit steigender Tagestemperatur schnell abtrocknen.
Bei großer Hitze kann notfalls auch morgens und abends gegossen werden. Eigentlich sollte aber so viel Humus im Boden angesammelt werden, dass die komplette Tagesration aufgenommen werden kann.
Warum keinen Torf verwenden?
Torf wird gewonnen, indem Moore trockengelegt werden. Das zerstört nicht nur wertvolle Natur, sondern treibt auch die Erderhitzung an. Der Grund ist, dass im Torf gespeicherter Kohlestoff in oft wenigen Monaten zu Treibhausgas abgebaut wird.
Wie lange ist Saatgut keimfähig?
Das hängt von der Gemüseart ab. Sehr viele Saaten sind aber länger als ein Jahr haltbar. Jedoch mit jedem Jahr die Keimfähigkeit ab. Außerdem hängt sie von der Art der Lagerung ab, denn in jedem Samen schlummert die neue Pflanze im Miniformat und verbraucht sich langsam. Dieser Vorgang wird verzögert durch lückenlos trockene Lagerung und niedrige Temperaturen.
Warum keimen Samen unterschiedlich schnell?
Die Samen von Schnittlauch beispielsweise stammen aus Gebieten mit wechselhaftem Wetter. Damit sie nicht plötzlich im Winter keimen, müssen die Samen mehrere Wochen in Kälte liegen. Sie heißen deshalb Kalt- oder Frostkeimer. Andere besitzen eine Hülle, die die Keimung verhindert und erst über einen längeren Zeitraum abgebaut werden muss, bespielsweise Tomatensamen.
Die ideale Keimtemperatur liegt in der Regel bei etwa 20 Grad. Die Samen einiger Gemüsesorten keinem aber auch schon bei viel niedrigeren Temperaturen, insbesondere Frühgemüse wie Spinat, Rauke und Ackerbohne.
Wie bekämpft man unerwünschte Pflanzen im Gemüsebeet?
Hier ist zwischen verschiedenen Typen zu unterscheiden: Einjährige Pflanzen wie Vogelmiere und einjähriges Weidelgras müssen vor der Bildung von Samen entfernt werden. Sie werden ausgerissen oder -gehackt und können vor der Samenbildung im Beet als Mulch dienen oder auf dem Kompost verrottet werden. Wurzelunkräuter wie Giersch, Quecke und Schachtelhalm sollten möglichst vollständig mit allen Wurzeln entfernt werden. Werden diese Pflanzen mit Wurzeln mehrere Tage in praller Sonne getrocknet, sterben diese in der Regel ab. Auch Stauden wie Spitzwegerich und Brennessel treiben aus ihren Wurzeln neu aus.
Allerdings kann und sollte man stets beobachten, ob "Unkräuter" wirklich immer entfernt werden müssen. Je nach Standort stören sie die gewollten Nutzpflanzen kaum, sind aber oft für Insekten und andere Wildtiere eine wichtige Nahrungsquelle, darunter auch Nützlinge.
Mulchen oder Hacken?
Mulch ist organisches Material wie Grasschnitt, Stroh, alte Blätter u.ä., die auf dem Boden abgelegt werden. Das Material beschattet den Boden und hilft damit, die Verdunstung von Wasser zu reduzieren, und ist gleichzeitig Nahrung für das Bodenleben. Hacken lockert die oberste Bodenschicht auf und unterbricht die Verdunstung von Wasser aus dem Boden, belüftet ihn aber auch. Nahrung für das Bodenleben entsteht dabei nicht.
Wie muss ein Beet für den Gemüseanbau vorbereitet werden?
Gemüse benötigt Wurzelraum, Luft, Wasser und Nährstoffe. Also muss der Boden tiefgründig, d.h. bis in mindestens 30 Zentimeter Tiefe locker und luftdurchlässig sein, aber auch Humus und Lehm als Wasser- und Nährstoffspeicher enthalten. Bei der Urbarmachung ist ein tiefgründiges Bearbeiten durch Graben und Wenden oft unvermeidbar. Schon dabei sollte organisches Material wie Kompost eingearbeitet werden. Prinzipiell sorgen Regenwürmer und Co. dafür dass organisches Material und mineralische Bodenpartikel vermischt und verklebt werden. Das Ergebnis ist die sogenannte Krümelstruktur. Wie lange ein Boden bewirtschaftet werden muss, um diese Struktur zu erreichen, ist unterschiedlich. Beispielsweise benötigen Sandböden über viele Jahre Kompost- und Mulchgaben. Feinkörnige Böden mit hohem Tonanteil müssen jedes Jahr erneut mit viel Kraft aufgelockert werden und stets mit Mulch bedeckt sein.
Ist die gewünschte Krümelstruktur entstanden, reicht zur Vorbereitung ein Durchziehen mit einem Sauzahn.
Was ist eine Fruchtfolge?
Beispielsweise werden drei verschiedene Gemüsearten angebaut: Kartoffel, Rote Bete, Erbse. Zunächst wachsen auf Beet 1 Kartoffel, auf Beet 2 Rote Bete und auf Beet 3 Erbsen. Im Folgejahr werden die Beet gewechselt: Kartoffel wächst nun auf Beet 2, Rote Bete auf Beet 3 und Erbse auf Beet 1. Im dritten Jahr wird erneut gewechselt, und zwar Kartoffel auf Beet 3, Rote Bete auf Beet 1 und Erbsen auf Beet 2. Im vierten Jahr teilt sich der Anbau auf wie im ersten Jahr. Dies wäre eine dreigliedrige Fruchtfolge.
Dieses Prinzip lässt sich beliebig erweitern, indem die Fruchtfolge weiter wird, beispielsweise eine Gemüseart erst nach sieben Jahren wieder an der selben Stelle angebaut wird. Oder es werden mehrere Gemüsearten auf einem Beet in Mischkultur kombiniert und wandern in dieser Kombination über die Beete. Genaueres über Kombinationen und Abfolgen ist in der Fachliteratur und teils auch im Internet zu finden.